Vorwort Peter Janssen (DHV)

Fliegen ohne Motor ist mehr als nur ein begeisterndes Freizeitvergnügen, es greift tief hinein in das gesamte Leben. Berufliches und Privates muss sich unterordnen. Die wenigen Hammertage im Jahr richten sich nicht nach Werktagen und Wochenenden. Sie nehmen keine Rücksicht auf die Ausflugspläne der Familie. Und wer einen besonderen Flugtag vor sich hat, ist mit seinen Gedanken und Träumen schon lange vorher in der Luft.

Ja, Fliegen kann Lebensinhalt, Lebensform und Lebenssinn sein, mit allen Konsequenzen: Quelle für Kraft, Selbstbewusstsein und Lebensfreude, für langjährige Freundschaften und für Geselligkeit rund um die Welt. Aber auch die Gefahr fliegt mit, nicht nur die körperliche durch Unfall, auch das Zerbrechen beruflicher und privater Bindungen, denn Fliegen ist ein schmaler Grat zwischen Vernunft und Selbstüberschätzung, zwischen Selbstverwirklichung und Rücksichtslosigkeit.

In diesem Sinne ist Claus Gerhard ein Ausnahmepilot. Er gehört fliegerisch zu den besten in Deutschland, arbeitet mit hoher Verantwortung als chirurgischer Facharzt und sorgt liebevoll für seine Familie. Die Sorge um seine kleine Tochter, nach dem frühen Tod seiner Frau, veranlasst ihn jetzt auch, sich aus dem aktiven Luftsport zu verabschieden und zusammen mit seinem Freund Andreas Becker den weiten Bogen des Fliegerlebens in diesem einmaligen Buch aufblühen zu lassen.

Es enthält manches fliegerische Highlight, darüber hinaus Eindrücke aus der Vogelperspektive auf die Region Berlin-Brandenburg, die nach dem Ende der DDR, wie keine andere in Deutschland, zum Schmelztiegel für Ost und West wurde. Insofern dokumentieren die ungewöhnlichen "Draufsichten" dieses Buches auch ein Stück deutsch-deutscher Vereinigungsgeschichte.

Peter Janssen
Gründer des Deutschen Hängegleiterverbandes